Dienstag, 15. April 2014

Wie radikal kann eine Freundschaft sein?

Liebe Freunde,
diese Woche habe ich mich gedanklich mit Freundschaften beschäftigt. Was macht eine Freundschaft aus, Wann kann man von einer Freundschaft sprechen? Eine Freundschaft ist in der Regel ein geben und nehmen. Was aber wenn man einen Freund hat der nur nehmen, aber nicht geben kann? Ist das dann ein wahrer Freund? Kann ein Freund anders sein als man selbst ist oder muss man auf derselben „Wellenlänge“ sein?
Was wenn man mit Obdachlosen, Drogenabhängigen, Drogendealern, Alkoholikern, Prostituierten, Transsexuellen, physisch und psychisch kranken Menschen befreundet ist? Menschen die meistens nur Danke sagen können, wenn überhaupt? Ich habe diese Freundschaften. So oft verlasse ich die Base um einkaufen zu gehen oder einfach nur mal meine Ruhe zu haben. Aber kaum betrete ich die Straße treffe ich auf Menschen die meine Hilfe benötigen. Heute erst wieder wollte ich in Ruhe einen Kaffee trinken gehen, aber kaum auf der Straße kam Joe (Name geändert) auf mich zu, völlig betrunken um 9:30Uhr morgens und fragt ob ich das Vater unser mit ihm beten kann. Sage ich da nein? Sage ich, „Sorry, ich geh jetzt einen Kaffee trinken?“ Ja das würde ich gerne sagen, aber natürlich bete ich das Vater Unser mit ihm, natürlich höre ich ihm zu und natürlich ertrage ich den starken Geruch von schlechtem Fusel.
Ein paar Stunden später, ich öffne kurz die Tür um nach einer Jugendgruppe zu schauen. Und Jack (Name geändert) kommt völlig betrunken und Hilfe suchend auf mich zu. Er hat schmerzen, es geht ihm nicht gut und psychisch ist er fertig und sagt, dass er sich am liebsten umbringen möchte. Das ist hart und natürlich spreche ich ihm gut zu, ermutige ihn, bete Wahrheit aus und Kraft und Heilung.
Das sind Freundschaften von denen ich nicht profitiere, aber die mich einiges lehren. Ich lerne, dass es nicht nur um mich geht. Das Freundschaft eben auch bedeuten kann, dass ich viel gebe, aber nicht viel zurück erwarten kann. Und manche Freundschaften in unserem Leben sind genauso. Garantiert hast du eine Person im Kopf die genauso ist. Wo du immer nur gibst, aber kaum was zurückbekommt. Oder Du bist immer die Erste Hilfe, aber wenn du Hilfe brauchst kommt nichts zurück. Oder bist du jemand der nur empfängt, aber nichts zurück gibt? Was kannst/musst du ändern damit das anders ist?
Ich möchte dich ermutigen über Freundschaften nachzudenken. Jesus hat unglaublich viel gegeben, aber nicht viel zurückbekommen. Aber er hat nie aufgehört zu geben, egal wie sehr ihn manchmal die Jünger auf die Nerven gegangen sind ;)

In dieser Kar oder Passionswoche können und dürfen wir uns besonders daran erinnern, was für ein Freund Jesus für uns war und ist. Und das Er den ultimativen Freundschafts- und Treue Beweis am Kreuz geliefert hat. Bedingungslose Liebe, Annahme, Vergebung, Gnade, Wiederherstellung, Neuanfang. Das Kreuz ist aber auch Kraftquelle, Leben, Erneuerung. Jeden Tag. Und diese Kraftquelle brauche ich jeden Tag. Denn sonst könnte ich diese Arbeit nicht tun, die ich hier tue.
Freundschaften. Ich habe nicht besonders tiefe Freundschaften hier und es fehlt mir definitiv eine Männerfreundschaft. Freundschaften brauche ihre Zeit und dafür könnt ihr gerne beten, dass mindestens eine gute und tiefe Freundschaft hier entsteht. Ich wünsche mir auch, dass der Kontakt zu meinen Freunden, zu euch, weiterhin erhalten bleibt. Deswegen freue ich mich über jeden der mir ab und zu schreibt und an mich denkt. Das bedeutet mir viel.

Zum Schluss möchte ich Lukas 23,32-43 mit euch teilen.
32 Zusammen mit Jesus wurden auch zwei andere Männer zur Hinrichtung geführt, zwei Verbrecher. 33 Als sie an die Stelle kamen, die ›Schädel‹ genannt wird, kreuzigten die Soldaten ihn und die beiden Verbrecher, den einen rechts und den anderen links von ihm. 34 Jesus aber sagte: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. «16 Die Soldaten warfen das Los um seine Kleider und verteilten sie unter sich.17 35 Das Volk stand dabei und sah zu. Und die führenden Männer sagten verächtlich: »Anderen hat er geholfen; soll er sich doch jetzt selbst helfen18, wenn er der von Gott gesandte Messias ist, der Auserwählte19! « 36 Auch die Soldaten trieben ihren Spott mit ihm; sie traten zu ihm hin, boten ihm Weinessig an 37 und sagten: »Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! « 38 Über seinem Kopf war eine Aufschrift angebracht; sie lautete20: »Dies ist der König der Juden. « 39 Einer der beiden Verbrecher, die ´mit ihm` am Kreuz hingen, höhnte: »Du bist doch der Messias21, oder nicht? Dann hilf dir selbst, und hilf auch uns! « 40 Aber der andere wies ihn zurecht. »Fürchtest du Gott auch jetzt noch nicht22, wo du doch ebenso schlimm bestraft worden bist wie dieser Mann und wie ich? «, sagte er zu ihm. 41 »Dabei werden wir zu Recht bestraft; wir bekommen den Lohn für das, was wir getan haben. Er aber hat nichts Unrechtes getan. « 42 Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft als König antrittst23! « 43 Jesus antwortete ihm: »Ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. «

Als ich über soziale Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Nächstenliebe, Freundschaft und vieles mehr nachgedacht habe ist mir diese Bibelstelle in den Kopf gekommen. Oft überlesen wir das Gespräch oder kennen es nicht mal. Hier zeigt Jesus seine Güte, Gnade und Vergebung in vollem Ausmaß. Für mich sind das auch Parallelen zu Freundschaften und darüber wie wir mit Menschen umgehen. Sind wir Verständnisvoll, geduldig und lieben wir oder sind wir eher egoistisch, sarkastisch und richten und urteilen? Wie leben wir unsere Freundschaften? Wieviel Wert legen wir auf diese?
Und Freundschaft leben bedeutet auch Vergebung aussprechen und empfangen zu können. Jesus spricht Vergebung aus noch während Er am Kreuz hängt und stirbt und streckt seine Hand dem Menschen aus der diese Hand nicht verdient. Wir alle haben diese Hand nicht verdient und dennoch ergreifen wir sie jeden einzelnen Tag.

Wem müsst, dürft oder solltet ihr eure Hand ausstrecken diese Woche? Lasst euch Herausfordern mit einer Person Zeit zu verbringen, zu beten oder ein Gespräch zu führen mit der ihr normalerweise all das nicht tun würdet! Es ist egal ob das eine Person auf der Straße oder in der Gemeinde, Schule, Uni oder sonst wo ist!

Ich wünsche euch frohe Ostern. Seid reichlich gesegnet!